Legasthenie

Was ist Legasthenie?

Die Lese-Rechtschreibstörung zählt zu den umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten. Sie umfasst Beeinträchtigungen des Erlernens des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens. Man nimmt an, dass diese Störungen wesentlich in einer zentralnervösen, kognitiven Störung der Informationsverarbeitung begründet sind.
Das definierende Merkmal der Lese- und Rechtschreibstörung ist eine umschriebene Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten und damit verbunden sehr häufig der Rechtschreibung. In der späteren Kindheit und im Erwachsenenalter ist oft die Lesefähigkeit verbessert, die Rechtschreibproblematik bleibt das meist größere Defizit.

Wie stellt man die Legasthenie fest?

Neben den Schulnoten im Diktat, der Frage nach dem Unterschied zwischen Noten im Lesen und Rechtschreiben zu Noten in anderen Schulfächern wird die Art und Häufigkeit der Fehler beim Lesen und Rechtschreiben festgestellt. Zur Einschätzung eines Gesamtbildes dient die Einsicht in Schulhefte und Schulzeugnisse sowie standardisierte Lese-Rechtschreibtests.
Für eine Diagnose ist es auch wichtig, herauszufinden, wie sich das Kind im Allgemeinen entwickelt hat. Es geht darum die Entwicklung von Sprache, Motorik, Körper festzuhalten. Nicht unbedeutend sind auch diagnostische Ergebnisse über die Seh- und Hörleistung des Kindes.
Neben der Art, Qualität und Verlauf der der schulischen Unterrichtung und bereits erfolgter Fördermaßnahmen ist die Häufigkeit von Klassen- bzw. Schulwechsel interessant. Ebenso erfragt wird die schulische Motivation, Hausaufgabenkonflikte und der Umgang mit der Familie, Klassenkameraden und Freunden.

Was sind die Ursachen der Legasthenie?

Die Legasthenie ist eine komplexe Störung der möglicherweise verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Es gibt interessante Erkenntnisse auf den Gebieten der Genetik und der auditiven und visuellen Wahrnehmung (Hör- und Sehverarbeitung). Die Veränderungen im visuellen und/oder dem akustischen Wahrnehmungssystem werden überwiegend durch genetische Veränderungen verursacht. Sie tritt in Familien gehäuft auf, wobei sich das Risiko der Legasthenie für ein Kind erhöht, wenn beide Eltern Legastheniker sind. Man hat inzwischen mehrere Genorte identifiziert. Ein Zusammenwirken von genetischen und Umweltfaktoren ist am wahrscheinlichsten.

Symptome der Legasthenie

Niedrige Lesegeschwindigkeit, häufiges Stocken, Verlieren der Zeile im Text, aber auch das Auslassen, Vertauschen oder Hinzufügen von Wörtern, Silben oder einzelnen Buchstaben. Das Gelesene kann zum Teil nur unzureichend wiedergegeben bzw. interpretiert werden.
Hohe Fehlerzahl bei ungeübten Diktaten aber auch abgeschriebenen Texten. Wörter werden teilweise, im selben Text häufig auch mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben. Hinzu kommen auffallend viele Grammatik- und Zeichensetzungsfehler und oft eine unleserliche Handschrift

Behandlung der Legasthenie

Legasthenie ist nicht heilbar. Therapie und Förderung soll dem Legastheniker ermöglichen, mit seiner Lernbehinderung besser umzugehen. Sie sollte ganzheitlich angelegt sein, d.h. der Gesamtpersönlichkeit der Kinder in schulischer, sozialer und emotionaler Hinsicht gerecht werden.
Dazu gehört in erster Linie, dass Legasthenie frühzeitig festgestellt wird und somit als Ursache für das Scheitern in der Schule anerkannt wird. Die psychische Entlastung ist ein zentraler Punkt der Legasthenie-Förderung, da Spannungen im Umfeld aufgrund der schlechten Leistungen meist noch weitere negative Folgen nach sich ziehen.
Ganz wichtig ist in dem Zusammenhang der Rückhalt in der Familie. Legasthene Kinder können sich nur positiv entwickeln, wenn sie von ihren Eltern trotz schlechter Leistungen anerkannt werden. Quälendes Üben zu Hause und der Druck, besser werden zu müssen, können sehr belasten.
Die Voraussetzung für häusliche Förderprogramme ist, dass die Eltern ausreichend Zeit haben, konsequent über einen längeren Zeitraum mit ihrem Kind zu üben. Die Maßnahmen sollten dabei mit den Lehrern bzw. Therapeuten abgestimmt sein, das gemeinsame Üben und Lernen nicht zu einer negativen Belastung des Eltern-Kind-Verhältnisses führen.
Eltern sollten sich bei der Durchführung eines Förderprogramms beraten lassen. Eltern können ihren legasthenen Kindern nur helfen, wenn sie das Problem ihres Kindes in seiner Tragweite verstehen und akzeptieren, sowie einen gewissen Abstand dazu aufgebaut haben. Druck, Frustration und schlechtes Gewissen gefährden eine erfolgreiche Zusammenarbeit und nicht alle Eltern sind als (Co-)Therapeuten geeignet, das müssen sie auch nicht. In diesem Fall ist es wirklich besser, die Lese-Rechtschreib-Förderung an Außenstehende abzugeben und dem Kind innerhalb der Familie den Rücken zu stärken, indem es einfach angenommen und geliebt wird, so wie es ist.